GEW Hessen lehnt einseitigen konservativen Werteunterricht ab

Debatte im Hessischen Landtag zur politischen Bildung | Pressemitteilung

Frankfurt: Heute wird im Hessischen Landtag auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen über die politische Bildung in Hessen diskutiert. Die GEW Hessen fordert, die politische Bildung zu stärken und lehnt die Einführung des sogenannten „Werteunterrichts“ in den Intensiv- und InteA-Klassen in dieser Form ab.
 

Mehr Engagement in der Demokratie- und Medienbildung sind angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen unverzichtbar. Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW, ist jedoch entsetzt über die verpflichtende Einführung eines „Werteunterrichts“ ausschließlich für die derzeit rund 36.000 Schüler:innen in den Intensiv- und InteA-Klassen:

„Die angekündigte Maßnahme richtet sich ausschließlich an geflüchtete und zugewanderte Schüler:innen. Mit einer dringend erforderlichen landesweiten Aufwertung der Demokratie- und Medienbildung hat das wenig zu tun. Im Gegenteil: Das Konzept ist diskriminierend und läuft gelingender Integration und einem guten Miteinander zuwider.“ Zudem unterstelle es den hier eingesetzten Lehrkräften, dass die Vermittlung sozialer Kompetenzen nicht bereits selbstverständlicher Teil ihres Unterrichts sei. Außerdem gehe die Maßnahme zulasten der Deutschförderung, da sie nicht zusätzlich, sondern statt des bisherigen Unterrichts vorgesehen sei.


Das Kultusministerium hat eine Handreichung an die unterrichtenden Pädagog:innen in den Intensiv- und InteA-Klassen versendet. Darin werden Passagen aus der Hessischen Verfassung und dem Schulgesetz selektiv zitiert. Laut GEW Hessen ist auffällig, dass sich in der Handreichung unter anderem nichts über den „Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen“ und die Förderung von „Kreativität und Eigeninitiative“ findet, obwohl diese laut Schulgesetz ebenfalls Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrags sind. Die GEW Hessen fordert die baldige Einführung des im Koalitionsvertrag angekündigten Demokratiefördergesetzes: „Statt Minderheiten zu stigmatisieren und Unterlagen für den Unterricht zu verteilen, die ihrem Duktus nach Ressentiments zu bedienen in der Lage sind, sollte die Landesregierung das versprochene Demokratiefördergesetz einführen“, forderte Hartmann.


Gleichzeitig müssten die Bedingungen für die Lehrkräfte und Schüler:innen in den Intensiv- und InteA-Klassen verbessert werden. Das sei durch niedrigere Schüler:innenzahlen pro Klasse, erweiterte Wochenstunden u. a. durch Sportunterricht, ein größeres Angebot an Alphabetisierungsklassen, bessere Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte sowie wissenschaftlich fundierte pädagogische und didaktische Konzepte zu leisten.