Wachsende Aufgaben bei unzureichenden Mitteln gefährden Bildungsqualität!

GEW zur Pressekonferenz des Kultusministers zum Schuljahresbeginn | Pressemitteilung

Während der Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn 2024/2025 ging Kultusministers Armin Schwarz unter anderem auf die gestern veröffentlichte Zahl des Hessischen Statistischen Landesamtes ein. Mehr als 65.000 Lehrkräfte seien demnach hauptamtlich an allgemeinbildenden oder berufsbildenden Schulen beschäftigt.


Die GEW Hessen bewertet die reine Betrachtung dieser Zahl als Augenwischerei. Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW, sagt dazu: „Wir begrüßen jede neu eingestellte und gut vorbereitete Lehrkraft an den hessischen Schulen. Die Zahl von mehr als 65.000 Lehrkräften in Hessen trügt jedoch.“ Erstens sei der Anteil der Teilzeitbeschäftigten gestiegen, und zwar von 37 Prozent im Schuljahr 2015/16 auf aktuell 43 Prozent. Zweitens würden hier auch nicht adäquat ausgebildete Vertretungskräfte mitgezählt.

 

Laut Kultusminister erhöht sich die Zahl der Schüler:innen gegenüber dem Vorjahr von 793.000 auf 810.000. Das ist ein Plus von 17.000 oder 2,1 Prozent. Die Zahl der Stellen wächst hingegen von 58.960 auf 59.560. Das ist ein Plus von 600 Stellen oder 1,0 Prozent. Der Stellenaufwuchs hält also nicht mit dem Anstieg der Schüler:innenzahl mit.
 

So wird es schwer, die wachsenden und vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Dazu zählen neben dem Unterricht: der Ausbau von Ganztagsangeboten, die Demokratiebildung, die Integration und Sprachförderung sowie die Medienkompetenz. Das hessische Bildungssystem ist nach wie vor auf Kante genäht“, kommentiert Thilo Hartmann.

 

„Weiterhin wächst die Zahl von Vertretungslehrkräften ohne ausreichende Qualifikation für das zu unterrichtende Fach seit zehn Jahren stetig an.“ Die vom Kultusministerium genannte Größenordnung von rund 1.000 zum Schuljahr 2024/2025 eingestellten neu ausgebildeten Lehrkräften dürfte kaum ausreichen, um das Ausscheiden von Lehrkräften in den Ruhestand auszugleichen. Die Initiative des Kultusministeriums, mit nur einem studierten Fach voll ausgebildete Lehrkraft werden zu können, sei vor diesem Hintergrund grundsätzlich begrüßenswert. „Die neu gewonnenen Lehrkräfte müssen gut angeleitet und pädagogisch fortgebildet werden. Die dadurch entstehende Mehrarbeit darf nicht zu Lasten der bereits beschäftigten Kolleg:innen gehen“, sagt Thilo Hartmann. Gleichwohl müsse auch die grundständige Lehramtsausbildung in Studium und Vorbereitungsdienst deutlich verbessert werden.

 

Die landesweite Ausweitung des Deutschunterrichts an Grundschulen sei ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. „Zur erfolgreichen Umsetzung benötigen besonders die sozial belasteten Schulen zusätzliche finanzielle Hilfe, um Lese- und Lernmaterial anschaffen zu können“, forderte Thilo Hartmann. Diese könne durch die Aufstockung des Startchancen-Programms durch die Landesregierung geleistet werden.