Schluss mit dem Kaputtsparen in der Lehrerausbildung

Stellungnahme des Referats Lehreraus- und Fortbildung

10. Dezember 2013

Was die GEW seit Jahr und Tag kritisiert, wird immer offensichtlicher: Die Lehrerausbildung ist mit den gegenwärtigen Ressourcen kaum mehr zu leisten. Die Studienseminare sind stellenmäßig unterbesetzt.
Es fehlen gegenwärtig mindestens 20 hauptamtliche Ausbilderstellen. Das größte Defizit weisen die gymnasialen Studienseminare auf. Die Situation wird sich weiter dramatisch verschärfen, weil bis Februar 2014 über 90 hauptamtliche Ausbilder/innen die Studienseminare verlassen. Ersatz ist nicht in Sicht, denn der Stellenplan des Landeshaushalts 2013/14 sieht den Abbau von Ausbilderstellen von 771 Stellen im Jahre 2012 auf 717, 5 Stellen im Jahre 2013 und einen weiteren Stellenabbau auf 672 Stellen im Jahre 2014 vor. Beantragte Stellen werden nicht genehmigt.

Das Dezernat II, 2 des Landesschulamts hat in Anbetracht der Misere seit Oktober 2012 acht hauptamtliche Ausbilderstellen beantragt, um die Ausbildung an den betroffenen Seminaren im gesetzlich vorgeschriebenen Umfang zu gewährleisten. Die Genehmigung der Stellen seitens des Hessischen Kultusministeriums liegt bis jetzt noch nicht vor, so dass die Ausbildung der LiV ab 1. Februar 2014 an den betroffenen Studienseminaren nicht mehr in der erforderlichen Art und Weise gewährleistet werden kann. Davon abgesehen sinkt die Motivation derjenigen Lehrkräfte, die Interesse an Ausbildungstätigkeit haben, wenn sie erleben, wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die Ausbildungsaufträge wahrnehmen, jahrelang vertröstet werden mit der Aussage, eine Stelle sei zwar beantragt, aber man wisse nicht, wann sie ausgeschrieben würde.

Zuweisung von 4,95 Wochenstunden pro LiV nicht ausreichend

Die Zuweisung von 4,9 Wochenstunden pro LiV und die Zuweisung von 0,05 Wochenstunden in einen Pool für längerfristige Krankheit, Wiederherstellung der Gesundheit und Nachteilsausgleich reichen hinten und vorne nicht für die Ausbildung der LiV. Die Ausbilder/innen leiden unter krankmachendem Zeitdruck und enormer Arbeitsverdichtung, ihr Ausbilderunterricht fällt wegen der hohen Zahl der Unterrichtsbesuche aus und sie haben immer weniger Zeit für die Beratung der LiV.

Erhöhung der Anrechnungsstunden der LiV an Schulen verursacht Widerstand

Die LiV werden seit 2012 statt mit 6,4 Stunden mit 8 Stunden den Ausbildungsschulen angerechnet. Das verursacht zunehmend Widerstand an den Schulen, zumal ja auch LiV den Schulen zugewiesen werden, deren Fächer sie nicht benötigen. Besonders an kleinen Schulen und an Gymnasien, die nach dem Abitur des Doppeljahrgangs G 8/G9 eine Überbesetzung fürchten, steigt der Unwille, LiV auszubilden, denn statt die versprochene Entlastung für Mentoren zu erhalten, müssen die Lehrkräfte Abordnungen an andere Schulen fürchten, wenn LiV ausgebildet werden.

Anrechnungsstunden für Mentorentätigkeit nötig

Als das Referendariat ab 2011 um drei Monate verkürzt wurde, versprach die Regierung, dass die längst fällige Entlastung für Mentorentätigkeit mit den eigesparten Mitteln realisiert würde. Dieses Versprechen wurde nicht gehalten, stattdessen sind Mentorinnen und Mentoren umso mehr gefordert, da sie zusätzlich zu der Beratung der LiV auch die Schulleitung bei der Abfassung des Schulleitergutachtens beraten und als Lehrkraft des Vertrauens an Prüfungen teilnehmen.

Qualität der Ausbildung gefährdet

Die Stellensituation an den Studienseminaren, die Kürzung des Zuweisungsfaktors für Ausbildung und die Erhöhung der Anrechnung der LiV an den Schulen haben gravierende negative Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität.

Forderungen der GEW

Die GEW fordert von einer neuen hessischen Landesregierung umgehend

  • Zuweisung von mindestens 40 Ausbilderstellen bis 1. August 2014
  • Nachbesetzung aller frei werdenden hauptamtlichen Ausbilderstellen ab 1. Februar 2015/Wegfall der kw-Vermerke im Stellenplan im Landeshaushalt im Buchungskreis Lehrerbildung
  • Genehmigung von Ausbildungsaufträgen in höherem Umfang sowie entsprechend der LiV – Zuweisung je nach Einstellungstermin
  • Erhöhung des Faktors für Ausbildung auf mindestens 5,2 Wochenstunden pro LiV
  • Reduzierung der Anrechnungsstunden der LiV an Schulen auf 4 Stunden
  • Anrechnungsstunden für Mentorinnen und Mentoren