Fachgruppe Erwachsenenbildung

Aus: HLZ 10-11/2018

Neben der regionalen Gliederung in Schul- und Betriebsgruppen, Kreis- und Bezirksverbände hat die GEW eine Struktur zur Gestaltung und Umsetzung der inhaltlichen Schwerpunkte in Fach- und Personengruppen. Die Mitarbeit in den Landesfachgruppen und Landespersonengruppen ist offen für alle Mitglieder – auch zum zunächst unverbindlichen  Reinschnuppern“. In lockerer Folge stellt die HLZ die Arbeit der Fach- und Personengruppen vor.

Im November 2018 bestätigte die LDV der GEW das neue Vorstandsteam der Landesfachgruppe Erwachsenenbildung. Eva Bender-Gilchrist (Abendschule Gießen), Bernd Kaudewitz (Abendschule Heppenheim) und Janette Leipert (Abendschule Marburg) engagieren sich seitdem gemeinsam mit allen Mitgliedern der Fachgruppe für die Interessen der Beschäftigten in der (schulischen) Erwachsenenbildung, vor allem an den Hessenkollegs und Abendschulen.

Auf einer gemeinsamen Klausurtagung der Fachgruppe Anfang März diskutierten und entschieden wir mit den Kolleginnen und Kollegen über unseren zukünftigen Kurs. Mit Hochdruck arbeiten wir daran, Möglichkeiten zu entwickeln, wie wir mit den Rahmenbedingungen der Schulen für Erwachsene (SfE) umgehen können, die sich in den letzten Jahren einschneidend zum Negativen verändert haben, und wie wir uns an den entsprechenden Stellen Gehör für Verbesserungen verschaffen können.

Nachteile durch Abiturerlass

 Ein Teil der Sommerferien war geprägt von der intensiven Beschäftigung mit dem Abiturerlass 2020 und dessen Konsequenzen für die Studierenden der Abendschulen und Hessenkollegs. Wir halten es für inakzeptabel, dass der Erlass in nahezu identischer Form für alle Bildungsgänge gelten soll, also für die Schülerinnen und Schüler an den gymnasialen Oberstufen genauso wie für die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten des zweiten Bildungswegs an den Schulen für Erwachsene.

Deren Voraussetzungen unterscheiden sich jedoch stark von denen des Ersten Bildungsweges, bei den Stundentafeln genauso wie bei den Vorbedingungen und dem Kenntnisstand beim Eintritt in den Bildungsgang. So haben die Studierenden an den SfE keine gemeinsame Sekundarstufe I durchlaufen, auf die lückenlos aufgebaut werden kann. Die scheinbare „Gleichbehandlung“ aller Bildungszweige führt tatsächlich für die SfE zu einer enormen Chancenungleichheit mit den entsprechenden negativen Auswirkungen auf die Abschlusschancen.

Ein weiteres Thema, das die Fachgruppe intensiv beschäftigt, ist die wachsende Zahl von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten, die aufgrund ihres Alters nicht mehr in Regelschulen beschult werden und in die Schulen des Zweiten Bildungsweges drängen. Hier fordern wir einen Aufbaukurs DaZ, der die notwendige Verbindung zwischen Sprachförderkursen, InteA-Maßnahmen und Sprachkursen der VHS und unseren Bildungsgängen herstellt. Die angeführten Belastungen hinterlassen ihre Spuren bei den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen für Erwachsene. Trotz Abendunterrichts haben sie eine höhere Pflichtstundenzahl zu erbringen als beispielsweise die Kolleginnen und Kollegen an den Beruflichen Schulen. Dazu kommen der Unterricht und andere Dienstpflichten in verschiedenen Schulformen oder an verschiedenen Schulstandorten und zu unterschiedlichen Tageszeiten, oft auch mit doppelter Konferenzbelastung. Um die SfE für die Zukunft gut aufzustellen, gilt es auch, die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen (Blended Learning, Abi-online wie in Nordrhein-Westfalen, Überlegungen zur Modularisierung mit Zertifikaten u. a.).

Gespräche mit den Parteien

All diese Themen haben wir mit der Unterstützung durch die GEW-Vorsitzende Birgit Koch vor der Landtagswahl in ausführlichen Gesprächen mit den bildungspolitischen  Sprecherinnen und Sprechern der Parteien des hessischen Landtages erörtert. Nur die CDU zeigte trotz mehrmaliger Nachfrage kein Interesse an einem Gespräch. Ralf Becker, der sich im Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer (HPRLL) auch um die Interessen der SfE kümmert, vermittelte ein Gespräch mit der zuständigen Fachabteilung des Kultusministeriums. So ist es uns gelungen, für unsere Schulen und die Probleme der SfE zu sensibilisieren und auf den Zweiten Bildungsweg in Hessen aufmerksam zu machen. Über die Ergebnisse werden wir auch in der HLZ berichten.

Wir freuen uns über alle Kolleginnen und Kollegen, die die Arbeit der Fachgruppe unterstützen möchten, denn es lohnt sich gemeinsam gewerkschaftlich zu kämpfen und mit den politisch Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen und (hoffentlich) auch nach der Wahl im Gespräch zu bleiben.