Grundschullehrkräfte fordern A13

HLZ 9-10/2016: Aus der Arbeit der GEW ...

Landesfachgruppe Grundschule der GEW Hessen

Seit rund 45 Jahren ist die Forderung „A13 für alle Lehrämter“ in der GEW beschlossene Sache. Dennoch hat die Fachgruppe Grundschulen Hessen das Thema immer wieder diskutiert. Was machen wir, damit endlich etwas passiert? Können wir genug Druck aufbringen, um voranzukommen? 

Hessische Bezirks- und Kreisverbände beschäftigten sich mit dem Thema und formulierten auf einer Fachtagung einen Antrag mit konkreten Umsetzungsschritten. Auf einer Sitzung der Landesfachgruppe kam die Idee für einen A13-Button auf, der sicherstellte, dass unser Anliegen auf der Landesdelegiertenversammlung (LDV) im November 2014 beachtet wurde. Wir gründeten eine Arbeitsgruppe „A13 für alle“, in der Kolleginnen und Kollegen aus den Grundschulen und die Landesvorsitzenden gemeinsam Aktionen planen. Wir haben „A13 für alle“ auch in der Bundesfachgruppe Grundschulen thematisiert. Der Gewerkschaftstag 2013 forderte danach alle Landesverbände auf, tätig zu werden. 

Am 13. November 2015 übergaben Grundschullehrerinnen den Frauenbeauftragten der Staatlichen Schulämter öffentlichkeitswirksam einen Brief und forderten sie auf, uns zu unterstützen. Der 13. November war der „erste Tag der unbezahlten Arbeit“: Im Vergleich mit A13 arbeiten ab diesem Tag nach A12 besoldete Grundschullehrkräfte bis zum Rest des Jahres ohne Bezahlung. 

Andere Bundesländer wie Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein haben diese Idee inzwischen übernommen. Der Bundesverband der GEW gab ein Gutachten zur Situation in Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen in Auftrag. Die Professorinnen Kocher, Porsche und Wenckebach stellten dabei eine „mittelbare Geschlechterdiskriminierung bei der Besoldung von Grundschullehrkräften“ fest (www.gew-hessen.de > Bildung > Schule > Grundschule). 

Zum Weltfrauentag am 8. März 2016 veranstalteten die GEW-Landesverbände Hessen und Rheinland-Pfalz gemeinsam einen Abend zum Thema „A13 für alle“, für 2017 ist eine Folgeveranstaltung geplant. Im Laufe des Frühjahrs sprachen Landesvorsitzende und Grundschullehrerinnen mit den bildungspolitischen Sprecherinnen der Landtagsfraktionen und machten sie dabei auch auf das Gutachten zur Geschlechterdiskriminierung aufmerksam. Im November 2016 werden wir und andere GEW-Landesverbände wieder den „ersten Tag der unbezahlten Arbeit“ zum Anlass nehmen, unsere Forderung zu bekräftigen.

Frauke Gützkow, im GEW-Hauptvorstand verantwortlich für den Bereich Frauen, entwickelte eine Kommunikationsstrategie zur „Lohngerechtigkeit - A13 für Grundschullehrkräfte“, bei der es um „Geld und Image“ geht, denn die Arbeit am „Image“ ist ein wichtiger Teil unserer Strategie.

Unsere Arbeit ist zwar nicht gleich, aber gleichwertig mit der der anderen Lehrämter. Wichtig ist, nicht nur die vielfältige Arbeitsbelastung, sondern auch das hohe Anforderungsniveau deutlich zu machen. Wir binden jeden Tag unzählige Schnürsenkel, kleben Pflaster, bearbeiten Streit, trocknen Tränen, machen permanent alle möglichen Dinge gleichzeitig, sind erheblichem Lärm ausgesetzt und müssen trotzdem auch die leisen Stimmen hören. Wir haben keine Pausen, koordinieren, konferieren, beraten weit über unsere Arbeitszeit hinaus und haben unsinnige Verwaltungsaufgaben zu bearbeiten. Wenn dann noch Konflikte hierarchischer Natur, in multiprofessionellen Teams oder mit Eltern hinzukommen, dann läuft das Fass über und wer dabei gesund bleibt, kann von Glück reden. Wir wollen niemandem leidtun, sondern deutlich machen, dass die Qualität unserer Arbeit von den derzeitigen Bedingungen außerordentlich beeinträchtigt wird.

Neben den Belastungen möchten wir das hohe Anforderungsniveau an die Profession der Grundschullehrkraft hervorheben. Sprechen wir öffentlich und offensiv von den Inhalten der Grundschularbeit: von der ganzheitlichen Förderung der kindlichen Persönlichkeit, der Individualisierung von Unterricht und der Beziehungsarbeit, die wir in der sensiblen Phase der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder leisten. Wir beobachten und dokumentieren individuelle Lernentwicklungsprozesse in heterogenen Lerngruppen, wir unterrichten nach den Grundsätzen entwicklungslogischer Didaktik in inklusiven Settings, wir bauen multiprofessionelle Teams auf, wir arbeiten uns in sonderpädagogische Förderschwerpunkte ein, wir koordinieren und beraten uns mit unterschiedlichen Kooperationspartnern, wir entwickeln unsere Schulen und unseren Unterricht weiter, wir reflektieren neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Dies und vieles mehr tun wir professionell und gern. 

Auf dem Weg zu einer gerechten Bezahlung von Grundschullehrkräften haben wir schon viel erreicht. Die „AG A13 für alle“ bittet euch, weiterhin unsere Aktionen zu unterstützen - bis wir bekommen, was wir verdienen.