Regelbetrieb für hessische Grundschulen ab 22. Juni

Auszüge aus E-Mails

Ute, Lehrerin: "Ein paar persönliche Worte: Ich habe, obgleich inzwischen 65, die letzten Wochen  Stühle, Tische, .. geschleppt, geräumt, geklebt, ... Ich war im Präsenzunterricht, weil ich meinen Beitrag zur Unterstützung von Kindern und Eltern leisten wollte. Diese Entscheidung haben die Hochbetagten der Familie (Ü 90) mitgetragen und auch die Kinder und Enkelkinder. Ich konnte das verantworten, da wir die Fenster geöffnet hatten und bei meiner Klassengröße gedrittelt wurde. 25 Personen im Raum ab dem 22.6. kann ich nicht mehr verantworten. Ich möchte mich aber nicht nach Jahren fast ohne Krankmeldung mit einer solchen aus dem Dienst schleichen. Ich möchte die Kinder unterstützen, aber keinen gefährden. Ich weiß, dass es den meisten ähnlich geht und hoffe, ihr findet einen Ansatz."

"Wurde eigentlich die Stundentafel gekippt? Wie können die Stunden erteilt werden, wenn die Lehrerversorgung ab nächster Woche nicht erhöht wird. 5 Zeitstunden sind mehr als 6,5 Unterrichtsstunden am Tag und für Jahrgang 1 bis 2 ist es auch deutlich mehr."

Elisabeth, Mutter: "Als Mutter 2er Grundschulkinder teile ich Ihre Unzufriedenheit mit der plötzlichen Vollzeitwiederaufnahme des Präsenzunterrichts in der Grundschule. Als Argumentationsunterstützung würde ich Sie gerne auf diese Untersuchung verweisen: https://www.scinexx.de/news/medizin/corona-welche-massnahmen-waren-am-effektivsten/. (Kurz zusammengefaßt: Mit großem Abstand zu den anderen Maßnahmen die Schulschließung!)"

Helga, Lehrerin: "Es ist doch ganz offensichtlich, dass hier ein zweiwöchiger Versuch der hessischen Regierung durchgeführt wird, um das Öffnen der Schulen nach den Sommerferien besser planen zu können. Uns Lehrern sind wie immer die Hände gebunden und Schulleitungen müssen diesen "Wahnsinn" auch noch unterschreiben und an die Eltern weitergeben. Dabei haben sie eine Fürsorgepflicht gegenüber den Schülerinnen und Schülern und der Belegschaft, die mit diesen Vorschriften des HKM verletzt wird. Vielleicht werden Eltern in den nächsten Tagen aktiv und überdenken die Anwesenheit ihrer Kinder am Unterricht ab dem 22.06.2020. So würde diese fahrlässige virologische Studie, bei der die Gesundheit der Kinder und der gesamten schulischen Belegschaft aufs Spiel gesetzt wird, ins Leere laufen. Natürlich spiegle ich hier nur meine persönliche Meinung wieder."

Ralf, Lehrer: "Sehr geehrte Damen und Herren, Sie lehnen laut Pressemitteilung die Rückkehr zum Regelbetrieb noch vor den Sommerferien ab. Wie gedenken Sie gegen den Beschluss der Landesregierung vorzugehen? Ich würde gerne alles möglich machen, um das zu verhindern ggf. auch durch rechtliche Schritte. Mit freundlichen Grüßen ..."

Anisa, Mutter: "Ich bin fassungslos über die Aufhebung und werde meine Kinder nicht in die Schule lassen. Sie sind natürlich traurig und enttäuscht. Ich würde so gerne mehr gegen die neue Regelung tun, weiß aber nicht, an wen ich mich wenden kann."

Esther: "Vielen Dank für die treffende Analyse!" Unser Rundschreiben an die Grundschulkolleg_innen und unsere Pressemitteilung zum Regelbetrieb ab 22. Juni

Andrea: "Liebe GEW, sehr gut geschrieben! Weiter so!"

Annette: "Sehr geehrte Damen und Herren, die Situation ist ohne Worte! Unfassbar! Nach und während Corona gibt es auch in Kitas und Schulen keine "alte" Normalität. Und trotzdem will man auf politischer Ebene so tun als ob und wieder den Regelbetrieb einführen. Und wo? Im Bildungssystem! Gerade dort, wo so keine Mindestabstände einzuhalten sind! ... In Grundschulen und Kitas! Sollen ErzieherInnen, LehrerInnen, Kinder und Familien jetzt zu Experimentierkaninchen werden?

Die ganze Welt spricht von Mindestabständen und Hygienemaßnahmen einhalten und wie wichtig sie wären und hier wird so getan, als gäbe es kein Corona! ... Zwei Wochen vor Schulende und ohne große einschneidende Änderungen in Abläufen, Gruppenstärken, Räumlichkeiten, Personal soll der Regelbetrieb wieder eingeführt werden. ... unfassbar. Alles wieder rückgängig machen ... Man könnte sich bei diesen Lockerungen langsam echt fragen, wo bleibt die Fürsorgepflicht für das Personal und die Gesundheitsfürsorge für Kinder und deren Familien.

Erst hätte ein neues Kita-Konzept wegen Corona kommen müssen und dann eine neue Normalität eingeläutet werden. Wer wird denn z. B. jetzt nach dieser Lockerung die Familien des Personals ernähren, wenn die ErzieherInnen oder LehrerInnen in der Intensivstation liegen oder gar sterben?  Gibt es dann eine Zusatz-Corona-Waisenrente  oder eine vom Staat finanzierte Arbeitsunfähigkeitsrente für die betroffenen ErzieherInnen, LehrerInnen vom Staat? Sorry, ich bin fassungslos...und hoffe, dass jemand oder Beamteninteressensvertreter klagen oder Streik einläuten oder die ArbeitnehmerInen die Arbeit von sich aus niederlegen! Denn so darf es nicht gehen! Oder ... ist das Virus harmlos und die ErzieherInnen und LehrerInnen sollten nicht so übertreiben? In der Hoffnung, dass die GEW den Schutz des Personals und deren Familien sowie der Kinder und deren Familien in den Vordergrund stellen kann."

Petra, Personalratsvorsitzende: "Liebe Kollegen*innen, wir sind empört über die kurzfristige Öffnung der Grundschulen. Ungeachtet virologischer Erkenntnisse sollen plötzlich bewährte Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr gelten. Wir Kollegen*innen an der Grundschule fühlen uns als Versuchskaninchen, Risikogruppen zählen plötzlich nicht mehr. Die Äußerung des Kultusministers, dass eine Höhergruppierung auf A13 „nicht nötig“ sei, setzt allem die Krone auf. Wir sind mit hoher Motivation zurück in den Präsenzunterricht gegangen und sollen nun für zwei Wochen unser Leben aufs Spiel setzen? Wir sind tief enttäuscht; Fürsorgepflicht für Familien und Kollegen*innen sieht anders aus. Welche KONKRETEN Aktionen plant die GEW? Eine Presseerklärung alleine wird nichts nützen. Wie können wir Sie unterstützen? Danke für Ihre Antwort."