Weiterer Umgang mit Corona an der Goethe-Universität Frankfurt

Offener Brief

Sehr geehrte Frau Wolff,

sehr geehrter Herr Fester,

die Bedrohung der Gesundheit durch die Corona-Epidemie sowie deren Folgen für Lehre, Forschung und Verwaltung bereiten den Mitgliedern der Goethe-Universität große Sorgen. Wir nehmen unter allen Beschäftigten, Promovierenden, Lehrbeauftragten und den Student*innen eine große Unsicherheit wahr, die wir ihnen mit unserem Schreiben transportieren wollen. Unser wichtigstes Anliegen besteht darin, sie zu darin zu bestärken entschieden alle notwendigen und weitreichenden Maßnahmen zu realisieren, die zum Schutz aller Mitglieder der Universität und der in ihr tätigen Fremddienstleister*innen beitragen. Entscheidend ist aus unser Sicht eine möglichst frühzeitige und transparente Kommunikation der weiteren Schritte und Anforderungen an Beschäftigte und die Student*innen, insbesondere, wenn eine weitere Verschiebung des Vorlesungsbeginn oder gar in Gänze ein „digitales Semester“ nötig sein sollte.

Falls eine weitere Aussetzung der Veranstaltungen notwendig sein sollte, appellieren wir an Sie, dass anstehende Sommersemester in ein bewertungsfreies "Nicht-Semester" umzuwandeln. Die Lehre im Sommersemester soll, ggf. in digitalen Formen, stattfinden, aber das Semester soll nicht formal zählen. Den Student*innen, die keine Studienleistungen erbringen können, dürfen keine Nachteile entstehen. Mindestens sollte es aber keine Noten geben, da eine rechtssichere Bewertung außerhalb von "bestanden/nicht bestanden" uns als sehr schwierig erscheint. Der erhöhte organisatorische und kommunikative Aufwand für alle Beteiligten muss unbedingt berücksichtigt werden. 

Darüber hinaus sehen wir in folgenden Bereichen besonderen Handlungsbedarf:

  1. Schließen sie die Versetzung möglichst aller Mitarbeitenden ins mobile Arbeiten bzw. ins Home Office ab oder Ermöglichen Sie im Falle fehlender Kinderbetreuung bezahlte Freistellung (ohne vorheriges Abbauen von Überstunden/Minusstunden/unbezahltem Urlaub). Hierzu gehört die technische Bereitstellung für das Homeoffice (Laptops, Programme, eZugang). Bitte informieren sie auch über den Versicherungsschutz der Beschäftigten im mobilen Arbeiten und zuhause. Die Frage, ob Anwesenheitspflicht besteht, ist umfassender als die, ob die Goethe-Universität selbst ausreichende Maßnahmen festlegt. Mitarbeiter*innen müssen anreisen, etwa mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, und setzen sich und andere dort dem Risiko aus.
  2. Setzen Sie sich mit Drittmittelgebern in Kontakt und unterstützen Sie uns darin Verlängerungen zu erwirken, z.B. im Bereich Fristen für Projektanträge, Einreichung von Projektberichten und automatische Verlängerung der Vertragslaufzeiten.
  3. Vertrauen Sie uns als Mitarbeitende der Goethe-Universität. Bei weiterer Arbeit im Home Office/mobilen Arbeiten soll pauschal die Arbeitszeit pro Tag als erbracht gelten. Viele Kolleginnen und Kollegen sehen sich aufgrund der Fürsorge für Kinder und Familienangehörige mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und werden aber flexibel zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten ihre Arbeitsleistung erbringen, auch wenn diese sich in dieser besonderen Notsituation deutlich von der regulären Arbeitsleistung unterscheidet.
  4. Die Verlängerung von Arbeitsverträgen für Mitarbeitende, Lehrbeauftragte, Hilfskräfte sowie der freien Mitarbeiter*innen im Sprachenzentrum soll auch im laufenden Sommersemester gewährleistet werden, mit der Zuweisung alternativer Dienstaufgaben sollen die Vorgesetzten kreativ umgehen können.
  5. Internationale Studierende, die nicht nach Deutschland zurück können oder die nicht in ihre Heimatländer reisen können, müssen besonders unterstützt werden. Oftmals trifft der Einkommensausfall studentischer Nebentätigkeiten diese Gruppe besonders hart.
  6. Die Zahlung des Semesterbeitrages für das Wintersemester 2020/21 sollte gestundet werden oder die Möglichkeit zur Ratenzahlung gewährt werden.
  7. Setzen Sie sich für die Lohnfortzahlung bei externen Dienstleistungen (Reinigung/Sicherheit/etc.) ein, die üblicherweise im laufenden Betrieb für uns wichtige Aufgaben übernehmen und die nun teilweise mit Verdienstausfällen konfrontiert sind.

Wir verstehen die Herausforderung in der momentanen Situation und versuchen auch unsererseits bestmöglich die Kolleginnen und Kollegen zu informieren und für Verständnis in der aktuellen Situation zu werben.

Mit freundlichen Grüßen

für die GEW-Betriebsgruppe an der Goethe-Universität Melanie Schreiber (FB03 und Personalrätin), Elisabeth Althauser (ISZ und Personalrätin), Dr. Frank Sobich (Geschichtsdidaktik), Pascal Annerfelt (Rechtswissenschaft), Dr. Daniela Mehler-Würzbach