Aus der Praxis: Teamarbeit an einer Förderschule 

Die Professionen gestalten den Schulalltag gemeinsam

Zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention gibt es weiterhin die Förderschulen, insbesondere im Bereich der Förderschwerpunkte Geistige Entwicklung (GE) und Körperlich-Motorische Entwicklung (KME). Als Pädagoginnen und Pädagogen an einer KME-Schule sehen wir uns auf dem Weg zur „Restschule“. Umso wichtiger ist den Kolleginnen und Kollegen an den Förderschulen, die Arbeit im multiprofessionellen Team zu pflegen und zu erhalten. An diesen Schulen arbeiten nicht nur Lehrkräfte, sondern auch sozialpädagogische Fachkräfte im Schuldienst des Landes Hessen als Erzieherinnen und Erzieher, Heilpädagoginnen und Heilpädagogen und als Therapeutinnen und Therapeuten. Die Pflege wird von einem anderen Träger übernommen, arbeitet aber gleichberechtigt mit im Team. Dasselbe gilt für die Therapeutinnen und Therapeuten von „außerhalb“.

Die Professionen gestalten den Schulalltag gemeinsam. Jede Profession übernimmt gemäß ihrer Ausbildung einen Teil des Tagesgeschehens. So ist jede in der Lage, sich von den anderen etwas abzuschauen, Besonderheiten und Techniken zu lernen: Wie lagere ich ein Kind physiologisch richtig? Wie verhalte ich mich bei einem epileptischen Anfall? Wie funktioniert die Technik der Nahrungssonde? Wie gehe ich mit dem Gerät für die unterstützte Kommunikation um?

Die Erfahrungen der einzelnen Personen können somit auf kurzem Wege an alle weitergegeben werden, was einen offenen Umgang miteinander und das Vertrauen in die Profession der anderen voraussetzt. Teamfähigkeit bedeutet hier, dass jede und jeder spontan und flexibel auf Situationen reagieren kann, was wiederum bedeutet, dass man andere wertschätzt und sich bemüht, trotz aller Regeln und Strukturen, die ein Schulalltag vorgibt, mit völlig neuen Situationen zurechtzukommen.

Der große Vorteil im Team zu arbeiten ist, dass man schnell in der Lage ist, mit einem kleinen Schülerkreis zu differenzieren, kleinere Fördereinheiten anzubieten. Da die Kolleginnen und Kollegen von der sonderpädagogischen Zusatzausbildung enorm profitieren und sie ihre erweiterten Kompetenzen wieder in den Unterricht einfließen lassen, ist dies hier gut möglich und für die Schülerinnen und Schüler ein großer Gewinn.

Dieses gemeinsame Arbeiten hat jedoch auch Nachteile. Jede Profession braucht Zeit, um ihre Aufgabe zu erfüllen, und da passiert es auch, dass eine Rehafirma den Rollstuhl während des Unterrichtes einstellen will, dass die Logopädin mit dem Kind frühstückt oder es auch mal zur Therapie mit in einen anderen Raum nehmen muss. Ein Kind wird im Klassenraum gelagert, damit es eine körperliche Entlastung erfährt und besser mitarbeiten kann. Das sind nur einige der „Störungen“ im Unterrichtsgeschehen. All diese Dinge finden in der Unterrichtszeit statt, da die Schülerinnen und Schüler ein Recht auf Pausen und entsprechende Freiräume haben.

An unsere Grenzen stoßen wir immer, wenn es um räumliche und personelle Gegebenheiten geht. Es gibt viel zu wenige Räume mit einer adäquaten Ausstattung und wir sind immer noch viel zu wenige Personen, um den Schülerinnen und Schülern bei ihrem Recht auf Bildung gerecht zu werden.

Die Professionen kooperieren miteinander und helfen so Schule zu gestalten: ein gutes Beispiel für Inklusion innerhalb eines stationären Systems und vielleicht eine Idee für die Übertragbarkeit auf die komplette Schullandschaft!