Hilfskräfte: Einmal prekär –immer prekär?

HLZ 1/2 2015: Tarifrunde 2015

In Hessen haben sich im vergangenen halben Jahr an verschiedenen Hochschulstandorten Initiativen von Hilfskräften wiederbelebt, die sich seit einiger Zeit in einer hessenweiten Vernetzung zusammengeschlossen haben.

Manche mögen denken: Schon wieder eine Tarifinitiative der Hilfskräfte – hatten wir das nicht schon mal?! Und
zugegebenermaßen, Hilfskraftinitiativen sind hochschulpolitisch gesehen schon ein „alter Hut“: eine Vielzahl der
Forderungen bestehen bereits längere Zeit, doch erstaunlicherweise sind sie alle noch aktuell, denn geändert hat sich bisher wenig.

Hilfskräfte arbeiten unter sehr prekären Bedingungen; ohne Tarifvertrag und Personalvertretung sind sie unmittelbar von ihren Vorgesetzten abhängig, die in vielen Fällen auch gleichzeitig ihre Dozentinnnen und Dozenten und damit auch für ihre Noten verantwortlich sind. Sie arbeiten mit kurzen Vertragslaufzeiten, geringer Bezahlung und sollen immer da sein, wenn man sie braucht. Kurzfristige Arbeitsaufträge, die über Nacht erledigt werden sollen, fehlender Urlaub und oft sogar ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – so sieht der Arbeitsalltag vieler Hilfskräfte aus.

Dabei ersetzen immer häufiger studentische und vor allem auch wissenschaftliche Hilfskräfte die Arbeit von tarifgebundenen Festanstellungen, wodurch es im gesamten Wissenschaftsbereich zur Steigerung des Anteils der prekär Beschäftigten kommt. Auch wenn Hilfskräfte anspruchsvollen Tätigkeiten nachgehen können sollen, ist es dennoch – zum Schutz der drei Beschäftigungsgruppen – abzulehnen, dass die Arbeit von Verwaltungspersonal und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Hilfskräfte übertragen wird.
Hier muss es klare Regelungen und Aufgabenbeschreibungen für Hilfskräfte geben.

Genau das soll sich ändern.

Zentrale Forderungen sind deshalb die Aufnahme von Hilfskräften in bestehende Tarifverträge und in die Personalvertretung, höhere Löhne, längere Vertragslaufzeiten und die Einhaltung von gesetzlichen Mindeststandards. Außerdem soll die Arbeit von Hilfskräften
so gestaltet werden, dass sie tatsächlich der Qualifizierung
von Hilfskräften dient – der Arbeitsbereich „studiennahe
Dienstleistungen“, so wie er im hessischen Hochschulgesetz
steht, ist damit abzulehnen.
So hat die GEW Hessen auch folgerichtig auf der Landesdelegiertenversammlung
(LDV) Ende November ihre
Forderung nach einem Tarifvertrag für studentische und
wissenschaftliche Hilfskräfte bekräftigt und sich dafür ausgesprochen,
diese Forderungen auch in der anstehenden Tarif-
und Besoldungsrunde 2015 zum Thema zu machen. Gemeinsam
mit den lokalen Hilfskraftinitiativen soll daran
gearbeitet werden, einen Tarifvertrag für Hilfskräfte zu erstreiten.
Die Initiativen und die Hilfskräfte benötigen eine
starke Gewerkschaft, die mit ihnen gemeinsam aktiv für eine
Tarifierung und Verbesserung der gesetzlichen Bedingungen
kämpft. Dieses Ziel kann nur gemeinsam mit allen Beschäftigtengruppen
erreicht werden.
Birthe Kleber unter Mitarbeit von Matthias Schröder