Stimmungsbarometer Hochschule

HLZ 1/2 2015: Tarifrunde 2015

Die GEW Hessen hat im Herbst 2014 mit dem „Stimmungsbarometer Hochschule“ ihre in der Wissenschaft beschäftigten Mitglieder nach ihrer Meinung zu zentralen GEW-Positionen zur Tarif- und Besoldungsrunde 2015 gefragt. Dabei sollte einerseits die Vergleichbarkeit zu der zeitgleich im Schulbereich durchgeführten Umfrage gewahrt bleiben, andererseits sollten aber auch die Besonderheiten des Hochschulbereichs berücksichtigt werden. Wie auch beim „Stimmungsbarometer Lehrkräfte“ folgte die GEW nicht dem Ansatz einer demoskopischen Befragung, sondern es war das Ziel, die Mitglieder zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Politik der Landesregierung und den Positionen der GEW anzuregen. Die Rückmeldungen geben darüber hinaus wichtige Hinweise für die Entwicklung von Forderungen und für die Planung der Tarif- und Besoldungsrunde.

Die Antworten der Mitglieder aus dem Hochschulbereich weisen auf eine deutliche Unterstützung für die Positionen der GEW hin:

59 Prozent stimmen der Einschätzung der GEW voll zu, dass die Gehaltsentwicklung mit den zunehmenden Anforderungen an die Beschäftigten nicht Schritt hält. Obwohl es an den Hochschulen jenseits von Professuren nur wenige Beamtenstellen gibt, empfinden dennoch 57 Prozent die im schwarz-grünen Koalitionsvertrag angekündigte Nullrunde für Beamtinnen und Beamte als respektlos gegenüber dem professionellen Selbstverständnis. 69 Prozent, also mehr als zwei Drittel, halten die Reduzierung der Arbeitsbelastungen und
der per Verordnung geregelten Lehrverpflichtung für besonders wichtige Forderungen. Noch brennender scheint die Teilzeitproblematik zu interessieren, denn 90 Prozent stimmen mit der GEW-Position voll überein, dass bei halben Stellen keine Vollzeitarbeit erwartet werden darf.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die anstehende Tarif- und Besoldungsrunde?

73 Prozent stimmen der Aussage voll zu, dass Angestellte und Beamtinnen und Beamte in der Tarif- und
Besoldungsrunde 2015 gemeinsam Druck für gute Arbeitsbedingungen machen müssen, weitere 21 Prozent stimmen weitgehend zu.

Einerseits zeigt sich ein klares Votum der Mitgliedschaft für eine deutliche Entgelt- und Besoldungserhöhung. Andererseits ist an den Hochschulen die Frage von Arbeitsbelastungen und von Vollzeitarbeit bei Teilzeitbezahlung ein noch drängenderes Problem.

Dass dem wissenschaftlichen Personal und zunehmend auch den administrativ-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fast nur noch befristete Beschäftigungsverhältnisse angeboten werden, trägt zu einer massiven Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse bei.

Die GEW muss in der Tarifrunde im Hochschulbereich den Brückenschlag zwischen unmittelbar tarifvertraglich regelbaren Forderungen und anderen drängenden Fragen wie der Teilzeitproblematik und der Arbeitsbelastung meistern und deutlich machen, dass eine hohe und sichtbare Beteiligung der Hochschulbeschäftigten an möglichen Arbeitsniederlegungen nicht nur zu besseren Tarifergebnissen beiträgt, sondern auch die Chancen auf Erfolge jenseits der Tarifpolitik erhöht.

Dass 90 Prozent der Kolleginnen und Kollegen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, bereit sind, gemeinsam mit der GEW aktiv zu werden, ist eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Mobilisierung an den Hochschulen!

Roman George