Seife allein reicht nicht – Konsequenzen aus Erfahrungen ziehen

Forderungskatalog der GEW Hessen zum Schuljahr 2020/2021

Die folgenden Positionen der GEW Hessen beziehen sich ausschließlich auf die Schulen. Zur vorschulischen Bildung und zu den Hochschulen hat die GEW Hessen entsprechende Überlegungen und Forderungen vorgelegt.

Die gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie für Schülerinnen und Schüler, Eltern und alle Beschäftigten in den Schulen und in der Bildungsverwaltung werden auch das neue Schuljahr beherrschen. Die Erwartung der Kultusministerien, man könne nach den Sommerferien zum Regelbetrieb zurückkehren, ist mit zahlreichen Fragezeichen zu versehen:

  • Niemand kann heute sagen, wie sich die Zahl der Neuinfektionen bis August entwickeln wird und ob lokale, begrenzte Schulschließungen und Quarantäneanordnungen ausreichen werden, um die Zahl der Neuinfektionen in ausreichendem Maß einzudämmen.
  • Zur gesundheitlichen Gefährdung von Kindern und Jugendlichen und deren Rolle bei der Ausbreitung der Pandemie gibt es weiterhin keine abschließenden wissenschaftlichen Erkenntnisse. Insbesondere gibt es keine Hinweise für die von Kultusminister Lorz am 10.6. in der Landespressekonferenz aufgestellte Behauptung, Kinder wirkten im Pandemiegeschehen als „Infektionsbremse“.

Die GEW hält es deshalb für dringend geboten, die Zeit bis zum Ende der Sommerferien und darüber hinaus dafür zu nutzen, dass die Beteiligten auf alle möglichen Szenarien besser vorbereitet sind, als dies bei dem spontanen Lock-Down und bei den kurzfristigen, improvisierten Schritten zur Wiedereröffnung der Schulen seit Mitte März der Fall war.

Die Pandemie hat den Lehrkräftemangel noch einmal deutlich verschärft. Alle Szenarien zur Fortsetzung des Schulbetriebs unter Pandemiebedingungen sind mit einem erheblichen zusätzlichen Personalbedarf verbunden. Die GEW fordert energische Schritte, schnellstmöglich die personellen Zuweisungen an die hessischen Schulen deutlich zu verbessern.

Zu den Lehren aus den vergangenen Wochen gehört auch und vordringlich, dass die von der Landesregierung und vom Kultusministerium betriebenen kurzfristigen Richtungsänderungen ein Ende haben müssen. Die GEW Hessen verkennt nicht, dass die Pandemie kurzfristige Entscheidungen notwendig gemacht hat. Die Politik der letzten Wochen hat jedoch nicht nur in den Grundschulen zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust geführt. Dies gilt insbesondere für den den Grundschulen verordneten „Probelauf“, aber auch für den Umgang mit Risikogruppen.  Deshalb fordert die GEW erneut und nachdrücklich, dass alle kurzfristig, mittelfristig und langfristig erforderlichen Entscheidungen  im Dialog mit den Eltern- und Schülervertretungen, Bildungsverbänden, Gewerkschaften, Personalvertretungen, Schulträgern und Schulämtern erfolgen müssen.

Zu nachfolgenden Punkten im Beschluss bitte auf der Seite "Corona und Bildungssystem" weiterlesen:

  • Vorbereitungen für das nächste Schuljahr
  • Fernunterricht ist Unterricht | Welche Notwendigkeiten ergeben sich daraus?
  • Hygieneplan: Seife allein reicht nicht
  • Schule verändern. Sozialer Spaltung begegnen. Inklusive Pädagogik etablieren.