Praxissemester auf Kosten der Studierenden

und Lehrenden an Hochschulen und Schulen

Pressemitteilung der GEW Hessen 18. April 2013

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen lehnt den von CDU und FDP vorgelegten Gesetzentwurf zur Erprobung eines Praxissemesters ab. Obwohl die Gesetzesänderung nur auf einige Lehramtsstudiengänge und ausdrücklich auf „Erprobung“ des Praxissemesters zielt, sieht die GEW erhebliche Mängel, die zu einem Scheitern des Vorhabens führen könnten.

Das Praxissemester ist ab dem zweiten Studiensemester vorgesehen. Heike Lühmann, stellvertretende Hauptpersonalratsvorsitzende der Lehrerinnen und Lehrer, kritisiert: „In so einem frühen Stadium verfügen die Studierenden kaum über ausreichende fachdidaktische Kompetenz und professionelle Reflexionsfähigkeit. Zudem ist die Betreuung dieser Studierenden ohne zeitliche Entlastung für die Lehrkräfte nicht möglich, überfordert die Schulen und widerspricht auch Expertisen und bundesweiten Konzepten zur Umsetzung des Praxissemesters.“ Weder für Schulen noch für Hochschulen seien dabei Entlastungsstunden oder zusätzliche Ressourcen vorgesehen. 
 
Das Praxissemester ist bisher als unbezahltes Vollzeitpraktikum konzipiert, andere Tätigkeiten der Studierenden wie ein Nebenjob, die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen sind nicht berücksichtigt. Die An- und Abfahrtskosten zur Praktikumsschule müssen die Studierenden tragen.

„Es werden die Lebensrealitäten von Studierenden nicht erkannt. Besonders bezeichnend ist es, dass auch die Studierendenvertretungen nicht vom Landtag angehört wurden“, so Tobias Cepok, Referent der GEW Hessen für Jugend und Hochschulen, der auf der Anhörung des Landtages auch für den DGB Hessen-Thüringen sprach. „Wir fordern ausreichende Teilzeitregelungen für das Praxissemester, einen späteren Beginn im Studium sowie eine angemessene Entlastung der Lehrenden in Schulen und Hochschulen für die Betreuung der Studierenden.“ 
 
Die Regierungsfraktionen äußerten sich im Rahmen der bisherigen Gesetzesberatungen nicht zum Finanzierungsmodell des Praxissemesters. Jochen Nagel, Vorsitzender der GEW Hessen, warnt in diesem Zusammenhang: „Die Erprobung des Praxissemesters wird scheitern, wenn die Einführung als Sparmodell gedacht ist und sich ausschließlich an den bildungspolitischen Zielsetzungen dieser Landesregierung orientiert.“