Verlässlichkeit und mehr Personal für die Schulen

Forderungen der Eltern, Schülerinnen und Schüler und der Bildungsgewerkschaft

Pressemitteilung 5. Februar 2021

Der Landeselternbeirat, die Landesschüler:innenvertretung und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen begrüßen die Ankündigung der Hessischen Landesregierung, zunächst in den Klassen 1 bis 6 von der derzeitigen Aussetzung der Präsenzpflicht zum Wechselunterricht überzugehen. Aus der Perspektive von Schülerinnen und Schüler, Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen ist der Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht in der derzeitigen pandemischen Gesamtlage, die absehbar noch mehrere Monate andauern wird, die einzige Möglichkeit, um in geteilten Klassen mit deutlich weniger Schülerinnen und Schülern das Abstandsgebot einhalten zu können. „Nur so kann derzeit der Gesundheitsschutz von Schülerinnen und Schülern, ihren Familien und allen an der Schule Beschäftigten gewährleistet werden. Seit Monaten haben wir uns den politisch Verantwortlichen gegenüber mit Nachdruck für den Wechselunterricht und die Umsetzung der diesbezüglichen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts eingesetzt. Daher sind wir froh, dass das Wechselmodell jetzt endlich kommen soll“, sagt Susanne Gärtner-Koske, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats.

„Aus unserer Sicht bietet sich in der Grundschule ein täglicher Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht an. Wichtig ist uns, dass die Schulgemeinde, also Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Personalrat und Schulleitungen sich in einem Diskussionsprozess auf eine Form des Wechselunterrichts verständigen. Wir finden es aber falsch, dass die Grundschulen nur für zwei Wochen ins Wechselmodell gehen sollen, um danach schon wieder in den eingeschränkten Regelbetrieb überzugehen. Das schafft unnötige Unruhe in den Schulen. Das ist etwas, was Schulen im Moment nicht gebrauchen können“, ergänzt Gärtner-Koske.

Was alle in der Schule Beteiligten jetzt am dringendsten benötigten, ist Planbarkeit, Verlässlichkeit, Partizipation und vor allem eine gute Kommunikation, betont auch Landesschulsprecher Dennis Lipowski: „Alle müssen sich gut auf die neuen Unterrichtsformen einstellen und in Ruhe lernen und lehren können.“ Zudem fordert er, ausreichend medizinische Masken für Schülerinnen und Schüler in den Schulen vorzuhalten. „Viele Schülerinnen und Schüler haben es in den letzten Monaten besonders schwer gehabt. Sie konnten von ihren Elternhäusern aus vielen Gründen nicht ausreichend unterstützt werden. Viele konnten zu Hause nicht gut lernen, oft auch, weil sie keinen eigenen Arbeitstisch, kein digitales Endgerät, kein WLAN oder nicht genügend Datenvolumen auf dem Handy hatten. Diese Schülerinnen und Schüler müssen jetzt besonders gefördert werden“, mahnt Lipowski an.

Landeselternbeirat, Landesschüler:innenvertretung und GEW Hessen sind sich einig, dass dafür zusätzliches Personal und zusätzliche Räume zur Verfügung gestellt werden müssen. Das Land Hessen hat zwar für Aushilfs- und Vertretungskräfte 150 Millionen Euro aus dem Corona-Sondervermögen bereitgestellt, diese Mittel sind aber bislang kaum an den Schulen angekommen: „Wir fordern, die bürokratischen Hürden für die Verwendung der Mittel aus dem Sondervermögen abzubauen. Es muss dringend zusätzliches Personal eingestellt werden, denn es gilt, besonders die Schülerinnen und Schüler intensiv zu fördern, die in den letzten Monaten von ihrer schulischen Entwicklung abgehängt waren“, mahnt Birgit Koch, Vorsitzende der GEW Hessen.

„Wir denken hierbei vor allem an Schülerinnen und Schüler, die inklusiv beschult werden beziehungsweise einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben. Auch denken wir an Schülerinnen und Schüler, die noch nicht so gut Deutsch sprechen und schreiben können und solche, die wir einfach nicht mehr erreichen. Für alle brauchen wir eine intensive Förderung in kleinen Lerngruppen, denn eine erfolgreiche pädagogische Arbeit gelingt nur in einer guten und vertrauensvollen Beziehungsstruktur. Hierfür könnten beispielsweise Studierende der Sozialen Arbeit oder des Lehramts eingesetzt werden“, so Birgit Koch. Für viele Studierenden sind die Jobs, mit denen sie teilweise ihr Studium finanziert haben, Corona-bedingt weggefallen. Zudem sollte überprüft werden, ob in dieser Form nicht auch ein Teil der im Rahmen des Lehramtsstudiums zu absolvierenden Schulpraktika erbracht werden könnten.